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zur frühkindlichen Zwei- und Mehrsprachigkeit


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„Mehrsprachigkeit?
Was ist das eigentlich?“

Mehrsprachigkeit ist...

"Machst Du mir
die τσάντα zu?"
Sprachen in Kontakt

"Ich will deine
doofe Sprache nicht!"

Mehrsprachige Entwicklung

"Man kann nicht
immer konsequent sein."
Mehrsprachige Erziehung

"Es kommt auch
auf das Umfeld an."

Mehrsprachigkeit im sozialen Kontext

"Ein zweisprachiger Kindergarten
wäre optimal!"

Mehrsprachigkeit im Bildungssystem

"Mehrsprachigkeit finde ich gut, aber..."
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Es kommt auch auf das Umfeld an.“
Mehrsprachigkeit im Kontext des sozialen Netzwerkes

Die folgenden Ausführungen basieren auf Ergebnissen einer empirischen Studie, in der hundert Mütter aus griechisch-deutschen Familien interviewt wurden: griechische Mütter in Deutschland und deutsche Mütter in Griechenland - die Mutter sprach also jeweils die "Nichtumgebungssprache".

Die kindliche Entwicklung und Erziehung vollzieht sich nicht nur innerhalb der Familie, sondern wird auch durch andere Menschen, z.B. Verwandte, Freunde, Nachbarn, etc. beeinflusst. Sie stellen das soziale Netzwerk einer Person, z.B. der Mutter oder des Kindes, dar. !!! Gemeint ist hier und im Folgenden also das soziale Netzwerk im soziologischen Sinne, bestehend aus persönlichen Kontakten eines Menschen.

Folgende Eigenschaften sozialer Netzwerke sind für den Verlauf mehrsprachiger Entwicklung und Erziehung bedeutsam:

Sprachliche Zusammensetzung des Netzwerkes

Der Erwerb der Umgebungssprache verläuft meist problemlos, weil genügend sprachliche Vorbilder und Möglichkeiten der Verwendung dieser Sprache im sozialen Umfeld, in den Medien, im Kindergarten etc. vorhanden sind. Der Erwerb der Nichtumgebungssprache kann dagegen mit Schwierigkeiten verbunden sein, weil sie im Umfeld des Kindes nicht selbstverständlich präsent ist. Daher spielen Personen, die diese Sprache spre­chen, eine wichtige Rolle in der Sprachentwicklung eines Kindes. Sie bieten außerhalb der Familie sprachliche Vorbilder und Möglichkeiten, die Sprache zu hören und zu gebrauchen. Die Nichtumgebungssprache bekommt so einen größeren Stellenwert für das Kind. Es erkennt, dass nicht nur seine Mutter oder / und sein Vater diese Sprache spricht. Dies spiegelt sich auch in einer geringeren Quote von Verweigerungen des Gebrauchs der Nichtumgebungssprache bei Kindern mit vergleichsweise vielen Kontakten zu Nichtumgebungssprachlern (60%) im Vergleich zu solchen mit wenigen Kontakten (92%).
Mehrsprachige Entwicklung  

Die sprachliche Zusammensetzung des sozialen Netzwerkes beeinflusst auch die Eltern. Ihnen fällt es in einem Netzwerk, in dem ein Großteil der Personen nur die Umgebungssprache versteht, oftmals schwer, konse­quent in ihrem Spracherziehungsverhalten zu bleiben: Viele Menschen empfinden es als unhöflich, wenn eine Sprache gesprochen wird, die sie nicht verstehen (egal, ob das gesagte sie betrifft oder nicht). In ihrer Gegenwart wechseln daher viele Eltern (hier: 64%) auch im Gespräch mit ihrem Kind in die Sprache der Umgebung:

Eine deutsche Mutter in Athen:
„Die Spracherziehung sollte konsequent sein, aber bei uns war das nicht immer so. Das ganze Umfeld war griechisch, so dass ich oft mit den Kindern griechisch gesprochen habe, damit sich die anderen nicht ausgeschlossen fühlten. Es ist eine Gratwanderung zwischen Höflichkeit und Konsequenz.“

In Gegenwart von Personen, die selbst die Nichtumgebungssprache sprechen, ist ihre Verwendung dagegen ganz natürlich und selbstverständlich. Durch einen hohen Anteil an Nichtumgebungssprachlern im Netzwerk wird deshalb ein konsequentes Spracherziehungsverhalten und die allgemeine Zufriedenheit mit dem Verlauf der mehrsprachigen Entwicklung und Erziehung unterstützt (hier: 40% Konsequenz und 64% Zufriedenheit bei hohem, 12% Konsequenz und 29% Zufriedenheit bei niedrigem Anteil).
Mehrsprachige Erziehung

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Möglichkeiten des Austausches und der Beratung

Auch Kontakte zu Personen, die selbst Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit haben – sei es, weil sie selbst mehrsprachig sind, oder weil sie auch in einer gemischtsprachigen Ehe leben – wirken sich auf das Spracherziehungsverhalten und die allgemeine Zufrie­denheit mit der sprachlichen Situation positiv aus (hier: 54% Konsequenz und 73% Zufriedenheit bei hohem, 40% Konsequenz und 17% Zufriedenheit bei niedrigem Anteil). In ihrer Gegenwart wird Sprachenvielfalt als Normalität erlebt, werden Spracherziehungsmodelle, Ratschläge und Infor­mationen geboten und generell das Gefühl vermittelt, dass schwierige Pha­sen des mehrsprachigen Ent­wicklungs- und Erziehungs­prozesses keine Aus­nahme dar­stellen.

Eine deutsche Mutter in Athen:
„Austausch mit Bekannten, die selbst Erfahrung mit Zweisprachigkeit haben, ist sehr wichtig. Es tröstet einen in schweren Stunden.“

Eine griechische Mutter in München:
„Mit 2;5 Jahren antwortete sie oft auf Deutsch. Wir hatten Zweifel, haben dann aber be­schlossen, konse­quent zu bleiben. Dabei halfen auch Gespräche mit einer Freundin, die selbst Erfahrung hatte.“

Kontakte & Austausch

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Einstellungen sozialer Netzwerke gegenüber Mehrsprachigkeit

Einstellungen des sozialen Netzwerkes gegenüber Mehrsprachigkeit haben einen Einfluss auf die Zufriedenheit der Eltern mit der mehrsprachigen Situation. Ein hoher Anteil an positiv eingestellten Personen im Netzwerk erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die betroffenen Eltern insgesamt zufrieden mit dem Verlauf der mehrsprachigen Entwicklung und Erziehung sind (hier: 67%; dagegen 32% mit niedrigem Anteil).

Die Einstellungen, die in einem sozialen Netzwerk herrschen, scheinen vom Prestige der Nichtumgebungssprache nur in geringem Maße beeinflusst. Unterschiede, die sich auf Länderebene nachweisen lassen – deutsche Mütter in Griechenland erleben überwiegend eine Wertschätzung gegenüber der Nichtumgebungssprache deutsch, während Griechinnen in Deutschland gegenüber dem Griechischen eher eine ablehnende Haltung erfahren (Mehrsprachigkeit ist... ) – finden sich in einem Vergleich der sozialen Netzwerke in Griechenland vs. Deutschland kaum wieder. Dies deutet u.a. erstens darauf hin, dass die betroffenen Eltern bewusst Kontakt zu positiv eingestellten Personen suchen, und zweitens, dass sie die Personen, die sich per Rolle im Netzwerk befinden (z.B. Verwandte) indirekt oder direkt beeinflussen: Soziale Netzwerke sind veränderbar.

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Die Veränderbarkeit sozialer Netzwerke

Soziale Netzwerke bestehen (zumindest in modernen Gesellschaften) nur zum Teil aus sozialen Beziehungen, die durch Rollen festgeschrieben sind – z.B. Verwandte, Nachbarn. Andere – z.B. Ehepartner, Freunde, Bekannte – werden in das Netzwerk einer Person durch diese selbst hinein gewählt. Somit sind soziale Netzwerke keine feststehende Konstrukte. Menschen sind nicht passiv in sie eingebettet, sondern haben die Möglichkeit, diese zumindest teilweise selbst zu gestalten.

Zudem sind soziale Netzwerke beeinflussbar: Indem Personen in Kontakt mit mehrsprachigen Familien stehen, machen sie persönliche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit und erleben diese als etwas Selbstverständliches. Eventuell vorhandene Vorurteile bauen sich ab.
Empfehlungen für Eltern

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